NaMoLi 1

Was ist NaMoLi 1?

„Nachhaltige Mobilität Lincoln 1 – Implementierung innovativer nachhaltiger Mobilitätskonzepte in Neubausiedlungen und Konversionsflächen am Beispiel der Lincoln-Siedlung in Darmstadt“ (NaMoLi 1) ist ein Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „MobilitätsWerkStadt 2025“.

Das Projekt hatte das Ziel, das innovative Mobilitätskonzept der Lincoln-Siedlung erfolgreich umzusetzen, indem es den partizipativen, d. h. durch intensive Einbindung aller Beteiligten (Wissenschaft, Planungspraxis, Gesellschaft) gekennzeichneten Charakter des Reallabors Lincoln-Siedlung verfestigt und zudem wissenschaftliche Erkenntnisse über dessen Wirkung auf die Mobilität der Bewohner/innen ermöglicht.

NaMoLi 1 wurde im Zeitraum vom 01.01.2020 bis zum 31.08.2021.

Wer war beteiligt?

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit der Wissenschaftsstadt Darmstadt mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main durchgeführt. Die Federführung lag beim Mobilitätsamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Abteilung Mobilität, Sachgebiet Konzeptionelle Mobilitätsplanung. Die AG Mobilitätsforschung am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität hat das Projekt wissenschaftlich begleitet.

Was sollte erreicht werden?

Ziel des Projektes war es, herauszufinden, inwiefern das nachhaltige Mobilitätskonzept der Lincoln-Siedlung von der neuen Bewohnerschaft wahrgenommen, akzeptiert und die neuen Mobilitätsangebote aktiv genutzt werden. Bei der von der Goethe-Universität zu diesem Zweck durchgeführten Befragung wurde der Fokus insbesondere auf die Aspekte „Verhaltensänderung“, „Bekanntheit der Mobilitätsangebote“ und „Zufriedenheit/Akzeptanz mit den Mobilitätsangeboten“ gelegt. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden genutzt, um das Konzept weiterzuentwickeln.

Darüber hinaus spielte auch die intensive Einbindung der Bewohnerschaft von Beginn an eine entscheidende Rolle zur Bewertung und Weiterentwicklung des Mobilitätskonzeptes. Mittels verschiedener Informations- und Beteiligungsformate, wie Workshops oder der Bildung eines Arbeitskreises, sollte kontinuierlich eine Rückmeldung von der Bürgerschaft eingeholt werden. In NaMoLi 1 sollte zudem geprüft werden, inwiefern sich das Mobilitätskonzept auf weitere Quartiere in Darmstadt, z. B. auf die benachbarte Konversionsfläche Ludwigshöhviertel, auf der ebenfalls ein neues Quartier entstehen soll, übertragen lässt.

Wie wurde vorgegangen?

Um zu ermitteln, inwiefern sich das Mobilitätsverhalten der Bewohnerschaft nach dem Umzug in die Lincoln-Siedlung verändert hat, wurde von der Goethe-Universität 2020 eine quantitative, standardisierte Befragung durchgeführt, an der 166 Personen teilgenommen haben. Diese Befragung wird als Panelstudie durchgeführt, d. h. sie wird im Weiteren (ggf. mit Anpassungen) wiederholt, um auch die Entwicklung und die (Langzeit-)Wirkung des Mobilitätskonzeptes bewerten zu können. Die Befragungsergebnisse dienen als Evaluation des Mobilitätskonzeptes. Am 25. Mai 2021 wurden die Erkenntnisse aus der ersten Befragung der Bewohnerschaft im Rahmen einer Online-Veranstaltung digital vorgestellt und diskutiert. Zudem konnten die Bewohner/innen für sie zukünftig wichtige Mobilitätshemen in Lincoln benennen und allgemeine Anregungen diesbezüglich geben.

Die kontinuierliche Information und Beteiligung der Bewohnerschaft zur Entwicklung und Umsetzung des Mobilitätskonzeptes spielte in NaMoLi 1 eine entscheidende Rolle. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten bewährte Beteiligungsformate (u.a. der Arbeitskreis Mobilität im März 2020 sowie der Fahrradaktionstag im April 2020) leider abgesagt werden. Die entstandenen zeitlichen Ressourcen wurden genutzt, um mit den verschiedenen Akteuren/Akteurinnen (u.a. den Bürger/innenbeauftragten der Wissenschaftsstadt Darmstadt) das bestehende Kommunikations- und Beteiligungskonzept zu analysieren und zu optimieren. So konnten beispielsweise neue Zielgruppen für kommende Beteiligungsformate definiert und entsprechende Formate (u.a. Schulisches Mobilitätsmanagement, MobiTour Lincoln) geplant werden. Die Umsetzung erfolgte bzw. wird noch im Rahmen von NaMoLi 2, dem Folgeprojekt von NaMoLi 1, erfolgen. Darüber hinaus wurden auch bauliche Maßnahmen in Lincoln weiter vorangetrieben. Soweit es möglich war, wurden die noch vorhandenen Lücken in der Parkraumbewirtschaftung geschlossen, um das derzeit noch kostenfreie und wilde Parken zu unterbinden. Die Parkraumbewirtschaftung konnte noch nicht im gesamten Quartier eingeführt werden, da größere (private) Flächen, auf die die Stadt keinen Zugriff hat, weiterhin zu kostenfreiem Parken genutzt werden dürfen.

Welche Ergebnisse wurden erzielt / Welche Erkenntnisse wurden gewonnen

Das Projekt NaMoLi 1 hat gezeigt, dass die Umsetzung eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes intensiv begleitet und die Bewohnerschaft bei der Umstellung ihres Mobilitätsverhaltens von Beginn an unterstützt werden sollte. Dies kann durch Informations- und Kommunikationsmaßnahmen sowie durch Beteiligungsformate geschehen. Niederschwellige, d.h. ohne großen Aufwand wahrzunehmende Angebote zur Beteiligung sind dabei wichtig und sollten in einfacher Sprache leicht zugänglich gemacht werden.

Durch die Befragung der Goethe-Universität konnte u. a. festgestellt werden, dass die Bewohner/innen der Lincoln-Siedlung mit der Gestaltung des öffentlichen Raumes und der Gestaltung der Siedlung als autoarmes Quartiers mit nur wenigen Kfz-Stellplätzen überwiegend zufrieden sind. Allerdings werden die positiven Auswirkungen auf die Aufenthaltsqualität aufgrund der andauernden Baustellensituation bisher noch nicht deutlich wahrgenommen.

Das Mobilitätskonzept in Lincoln wird positiv wahrgenommen- Von etwa einem Viertel der Befragten wird es als Faktor für die Beliebtheit des Wohnstandortes benannt und bereits über ein Drittel der Befragten gab an, Lincoln als Vorbild für eine nachhaltige Mobilität wahrzunehmen.

Der Pkw-Besitz und die Pkw-Nutzung haben sich mit dem Umzug in die Lincoln-Siedlung deutlich verringert, wohingegen die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie von Carsharing-Angeboten gewachsen ist. Hinsichtlich der Bekanntheit sind jedoch deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Mobilitätsangeboten erkennbar. So sind die „klassischen“ Angebote des ÖPNV (Straßenbahnhaltestellen Marienhöhe sowie Lincoln-Siedlung) bekannt und werden gut genutzt, wohingegen die Bike- und Carsharing-Angebote und insbesondere die Mobilitätsberatung über ein Drittel der Befragten nicht kennen. Hierzu ist festzustellen, dass auch in anderen Quartieren in Darmstadt Car- und Bikesharing-Angebote von der Bewohnerschaft insgesamt eher selten genutzt werden. Umgekehrt verhält es sich mit dem ÖPNV, der auch außerhalb von Lincoln als etablierte Alternative zum Pkw-Verkehr gesehen werden kann.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass das Ziel des innovativen Mobilitätskonzeptes der Lincoln-Siedlung, das Mobilitätsverhalten mittels einer Quartiersgestaltung, die zum Aufenthalt im öffentlichen Raum anregen soll,  und vielfältigen Mobilitätsangeboten in eine nachhaltige Richtung zu lenken, erfüllt wurde. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt, an dem das Quartier noch nicht endgültig fertiggestellt wurde und die Bewohner vergleichsweise kurz dort wohnen, zeichnet sich das Potential für kommende Veränderungen im Mobilitätsverhalten ab – Dieses Potential wird in dem Folgeprojekt NaMoLi 2 weiter erforscht.

Der ausführliche Forschungsbericht der Goethe Universität kann hier heruntergeladen werden.

Der ausführliche Abschlussbericht des Gesamtprojekts kann hier eingesehen werden.

Kontakt

Sie haben Fragen oder möchten mehr zu den Projekten wissen? Dann wenden Sie sich bitte an die folgenden Ansprechpartnerinnen:

Gisela Stete

StetePlanung

Sandbergstraße 65
64285 Darmstadt

E-Mail: kontakt@steteplanung.de
Telefon: +49 (0)6151 65233

Hanna Wagener

Mobilitäts- und Tiefbauamt Darmstadt

Abteilung Mobilität
Mina-Rees-Straße 8-10
64295 Darmstadt

E-Mail: moma.lincoln@darmstadt.de
Telefon: +49 (0)6151 13 2809